Warum harte Jungs und Mädels in Asien scheitern können! Oder: Soft skills sind keine skills für softies!
Fragt man bei uns in Deutschland wie der/die ideale Manager-in sein sollte, hört man häufig:
Klar, konsequent, durchsetzungsstark und selbstverständlich ein Ass in seinem oder ihrem Fachgebiet. Und dieser Managertyp, so glauben viele, wäre doch auch ideal, um neue Märkte zu erschließen und die Interessen des Unternehmens durchzusetzen.
In vielen Ländern mag das gut funktionieren. In Asien sind aber solche Persönlichkeitseigenschaften nicht ausreichend für den geschäftlichen Erfolg.
Warum?
Interkulturelle Kompetenz: Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht
Diese Aussage gilt weltweit. In Asien jedoch sind gute Beziehungen zwischen Menschen (und nicht zwischen anonymen Firmen) eine Grundvoraussetzung für den Aufbau oder den Erfolg geschäftlicher Kontakte. Traditionell hat man zuerst geprüft, ob der Geschäftspartner jemand ist, mit dem man auch bei rauer See zusammenarbeiten könnte. „Man traut einem Schiff erst, wenn es sich im Sturm erprobt hat“. Deshalb dauert der Aufbau von Geschäftsbeziehungen länger. Man möchte den potentiellen Partner nicht nur in Verhandlungen kennenlernen, sondern auch beim Essen, beim Karaokesingen oder beim Golfspielen. Wie verhält er sich in angespannten Situationen oder unter Stress? Ist es wahrscheinlich, dass ich auch in schwierigen Konstellationen eine für beide akzeptable Lösung mit ihm erzielen kann? Wird er ein Mitglied in meinem Guanxi-Netzwerk sein?
Interkulturelle Kompetenz: Soft Skills sind die Schlüsselfaktoren für geschäftlichen Erfolg in Asien
Sie merken, es menschelt. Und damit sind Fähigkeiten nötig, die man auch als Soft Skills bezeichnet. Dabei tauchen zwei Fragen auf: 1. Erfüllen die Mitarbeiter, die für das Asiengeschäft verantwortlich sind, diese menschlichen Anforderungen? 2. Sind sie bereit, ihr Handeln und Verhalten diesen anderen Bedingungen anzupassen? Oder glauben sie, mit ihrem westlichen Arbeits- und Führungsstil auch in Asien Erfolg zu haben?
Soziale und interkulturelle Kompetenz sind hier gefragt. Und das hat viel mit Einfühlungsvermögen, Takt und Intuition zu tun. Solche Persönlichkeitseigenschaften hat man oder hat man nicht. Man kann sie nicht lernen wie eine neue Sprache. Noch schwieriger wird es mit interkultureller Kompetenz. Viele glauben ja, ein üppiges Miles & More Konto sei ein Beweis für Kulturkompetenz. „Ich verfüge aufgrund meiner vielen Reisen über interkulturelle Kompetenz!“, lese ich manchmal. Sicher nicht! Man erwirbt sie übrigens auch nicht selbstverständlich durch einen Auslandsaufenthalt. Wie viele ehemalige Auslandsentsandte kenne ich, die in einer abgeschirmten Enklave lebten und mit anderen westlichen Familien ihr westliches Leben in Asien weiterführten.
Interkulturelle Kompetenz: Kann man sie messen?
Wenn nun diese Soft Skills wie emotionale oder interkulturelle Kompetenz ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Arbeit auf asiatischen Märkten sind, so sollten sie bei der Mitarbeiterauswahl berücksichtigt werden. Und hier scheinen manche Berater ein Zauberkunststück parat zu haben! Sie versprechen, Kulturkompetenz messen zu können!
Lassen Sie sich nicht täuschen. Es gibt keine seriöse wissenschaftliche Methode die dies leisten kann. Oder glauben Sie, jemand würde in einem Fragebogen bei der Frage „Sind Sie tolerant gegenüber anderen Meinungen?“ ein „Nein“ ankreuzen? In unserer Eigenwahrnehmung sind wir doch alle aufgeschlossen und weltgewandt.
Interkulturelle Kompetenz: Wichtige Voraussetzungen für ihre Entwicklung
Andererseits gibt es eine ganz einfache Methode, wie Sie erkennen können, dass Ihre Kollegen oder Mitarbeiter (wahrscheinlich) Kulturkompetenz entwickeln können und damit eine gute Voraussetzung haben, sich auf asiatischen Märkten erfolgreich zu bewegen:
Beobachten Sie, wie sich Ihr Mitarbeiter verhält:
- Redet er lieber (über sich) oder hört er eher zu?
- Übernimmt er einmal (selbstverständlich) eine zusätzliche Aufgabe, wenn Sie gesundheitlich angeschlagen sind oder private Probleme haben?
- Bedankt er sich, wenn Sie ihm einen Gefallen tun oder meint er, das stünde ihm selbstverständlich zu?
- Wie geht er mit anderen Meinungen oder Lebensweisen auch in der eigenen Gesellschaft um?
Interkulturelle Kompetenz: Stärken stärken!
Sie merken: Soft skills sind keine skills für softies, sondern vielmehr eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg auf den asiatischen Märkten.
Und zum Schluss die gute Nachricht: Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viele Mitarbeiter in den Unternehmen, ich denen ich arbeiten darf, beste Voraussetzungen auch für die Eroberung asiatischer Märkte mitbringen. Und wenn man ihnen auch noch Hilfe in Form von Hintergrundinformationen zu den Spielregeln vermittelt, dann bedeutet das, Stärken zu stärken.
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