Chinesische Männer – Warum sie es (auch) nicht leicht haben
Chinesische Männer haben es (auch) nicht leicht. Wenn deutsche Männer über die selbstbewussten und anspruchsvollen westlichen Frauen klagen, verweise ich sie deshalb immer mit einem Augenzwinkern an ihre Geschlechtsgenossen in China. Lesen Sie, welche Anforderungen die mittlerweile erfüllen müssen.
In einem Newsletter vom Oktober 2015 habe ich die veränderte Situation der Frauen in China beschrieben. Ich erntete daraufhin viel Kritik und wenig Zustimmung. Die Kritik kam von chinesischen Frauen, die sich falsch dargestellt sahen. Die Zustimmung kam von westlichen Männern. „Vor der Ehe sind sie ein Kätzchen und in der Ehe ein Tiger“ schrieb mir ein Leser.
Chinesische Männer: Bevölkerungspolitik schafft ungleiche Geschlechterverhältnisse
Sehen wir uns weniger die jeweiligen persönlichen Einschätzungen, sondern die Fakten an. Deng Xiaoping, der 1978 die wirtschaftliche Öffnung Chinas im Rahmen einer „Sozialistischen Marktwirtschaft“ betrieb, verfügte auch gleichzeitig die sogenannte „Einkindpolitik“. China könne eine ständig wachsende Bevölkerung nicht ernähren. Deshalb dürfe eine Familie nur noch ein Kind haben. Diese Vorschrift wurde nicht nur rigoros überwacht, Verstöße wurden mit hohen finanziellen Strafen oder beruflichen Nachteilen geahndet.
Chinesische Männer: Die „kahlen Äste“
Die Familien versuchten durch pränatale Diagnostik, gezielte Abtreibungen oder Vernachlässigung von Mädchen nach der Geburt den Wunsch nach einem Sohn zu verwirklichen.
Das Ergebnis nach 40 Jahren ist ein hohes Ungleichgewicht in der Geschlechterverteilung. 116 Männer stehen heute im Landesdurchschnitt 100 Frauen gegenüber. Es gibt einen Männerüberschuss von 30 Millionen Männer, die man als „kahler Ast“ bezeichnet, weil sie keine Frau mehr finden werden.
Große Probleme aufgrund der demographischen Entwicklung
Chinas Bevölkerung wird schrumpfen – mit all den Folgen, die wir auch aus anderen Staaten kennen. Sie wird auch überaltern: Ab 2050 soll es in China mehr Rentner geben als Einwohner in den USA. Arbeitskräfte werden fehlen.
Die chinesische Regierung hat die Einkindpolitik mittlerweile abgeschafft. Trotzdem bekommen die Familien meist kein zweites Kind. Hohe Immobilienpreise (im Umfeld von bevorzugten Schulen) und insgesamt hohe Kosten für die schulische Ausbildung wirken hier als bestes Verhütungsmittel.
Chinesische Männer: Hohe Anforderungen
Wenn junge Männer heute eine Frau in China suchen, müssen sie einiges bieten: Ein hohes Einkommen, möglichst eine Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei, ein statusträchtiges Auto („Lieber im BMW frieren als auf dem Fahrrad schwitzen“) und eine Eigentumswohnung. Für letzteres kommen häufig die Eltern des Bräutigams auf. „In diesem Land gibt es keine Liebe mehr“, hört man deshalb oft von enttäuschten chinesischen Männern.
Konkurrenz von ausländischen Männern
Die Konkurrenz gibt es aber nicht nur zwischen chinesischen Männern. Da in China auch viele westliche Arbeitnehmer leben, sind auch sie potentielle Heiratspartner. Dabei ist häufig nicht nur ihr Einkommen ein Wettbewerbsvorteil. Oft will man auch via Eheschließung zu einem begehrten westlichen Pass gelangen. Der sichert vor allem Reisemöglichkeiten ohne Visum in viele Länder.
Frauen in Führungsgremien der KP unterrepräsentiert
Auch wenn die Erwerbsquote der Frauen in China 81 Prozent beträgt und man vor allem im Kontakt mit westlichen Unternehmen sehr viele gut ausgebildete, weibliche Fachkräfte findet: Nur 4,9 Prozent der Mitglieder im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei sind Frauen. Die verbesserten Chancen der Chinesinnen enden also bei der politischen Einflussnahme.
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