Kann man in China Geld verdienen?
„Nach China kann man das Geld im Lastwagen schaffen und auf dem Fahrrad zurück“. So lautet oft das bittere Fazit, wenn deutsche Mittelständler ihre Chinainvestition bilanzieren. Anders als bei großen Konzernen muss sich ihr Engagement zeitlich schnell profitabel zeigen. Es fehlt an den finanziellen Polstern, die Großunternehmen oft jahrzehntelange Try-and-Error-Erfahrungen gestatten.
Lesen Sie mein Interview mit Michael Hackner von der Firma CDS.
Mein Interviewpartner
Das mittelständische Unternehmen CDS Hackner GmbH aus Crailsheim machte sich 1997 auf ins Reich der Mitte. Mit einem Joint-Venture gründete man Hangzhou Lide und startete die erste eigene Produktion von Schafssaitlingen in großen Mengen.
2008 folgte mit Zhajiang Kaide das zweite und 2018 mit Huzhou Eury das Dritte Joint-Venture.
Herr Michael Hackner ist geschäftsführender Gesellschafter des mittlerweile 90jährigen Familienunternehmens.
„Herr Hackner, kann man in China als kleiner Mittelständler Geld verdienen?“
Das ist ja das Besondere an unserem Fall, dass wir nie darauf angewiesen waren, in China Geld zu verdienen. Wir wussten von Anfang an, dass wir unser Geld mit den in unseren Joint Ventures produzierten Produkten hier in Deutschland verdienen müssen.
Die Verzinsung unseres eingesetzten Kapitals haben wir uns über eine vertraglich zugesicherte Garantiedividende aufs eingesetzte Kapital gesichert. Somit waren die offiziell in der Bilanz ausgewiesenen Gewinne für uns stets von zweitrangiger Bedeutung.
Nach 20 Jahren haben wir unser erstes Joint Venture Lide aufgrund der Altersstruktur der chinesischen Partner nicht mehr verlängert. Wir können mit Stolz feststellen, dass wir unser eingesetztes Kapital in den 20 Jahren verdoppelt haben, unabhängig von den mit den Produkten in Deutschland erzielten Gewinnen.
Daher die Antwort – ja man kann!
„Wie hat sich China Ihrer Meinung nach in den letzten 20 Jahren verändert?“
China ist ein sehr modernes Land geworden. Die Infrastruktur hat sich enorm verbessert und ist der deutschen gerade im verkehrstechnischen Bereich in vielen Punkten überlegen. Die Chinesen können zurecht stolz sein auf das, was in den letzten 30 Jahren erreicht wurde. Auch im Bereich Umweltschutz gibt es mittlerweile ein gutes Bewusstsein.
In den letzten Jahren sehe ich das Problem der übersättigten jungen Generation mit Besorgnis. Meine Geschäftspartner vor 20 Jahren waren hungrig und unglaublich ehrgeizig. Fehlende Kompetenz und Know-how wurde über Instinkt und Fleiß kompensiert oder sich mühsam erarbeitet.
Gerade in den staatlichen Betrieben kommen heutzutage immer mehr falsch ausgebildete, lustlose junge Leute mit begrenzter Leistungsbereitschaft, aber dafür sehr hohen Erwartungen in Positionen, für die sie weder geeignet sind, noch das notwendige Interesse mitbringen.
Die Einkindpolitik hat hier in den wohlhabenderen Gebieten Chinas zu einer Generation verwöhnter Einzelkinder (die jungen Kaiser) geführt, die aus meiner Sicht nur noch sehr bedingt für den zukünftigen Wohlstand des Landes sorgen werden.
„Welchen Rat würden Sie anderen deutschen Unternehmen geben, die ein Chinaengagement planen?“
Das ist pauschal sehr schwer zu beantworten, denn jede Branche und jedes Unternehmen ist anders. Die Top 3 würde ich wie folgt beschreiben:
1. Schulen Sie sich, und Ihre für dieses Geschäft verantwortlichen Mitarbeiter, im Umgang mit Chinesen!
2. Haben Sie Geduld!
3. Investieren Sie nur Geld, welches Sie im Zweifelsfall komplett verlieren können, ohne ihr Unternehmen im Gesamten zu gefährden!
Vielen Dank, Herr Hackner, für diese Einblicke!
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