Mitarbeiterzufriedenheit in Asien
Der Wunsch nach einer zufriedenstellenden und harmonischen beruflichen Tätigkeit ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Es gilt weltweit. Was jedoch die jeweiligen Mitarbeiter unter einem guten Arbeitsklima verstehen, unterscheidet sich sehr wohl. Lesen Sie, wann Ihre asiatischen Mitarbeiter zufrieden sind – und wodurch Sie eher Irritationen auslösen.
Was wünschen sich deutsche MitarbeiterInnen?
Menschen sind auch innerhalb eines Kulturraumes verschieden. In meinen Firmenveranstaltungen erhalte ich jedoch auf die Frage, was den deutschen MitarbeiterInnen in ihrer beruflichen Tätigkeit am wichtigsten sei: Dass man selbständig und eigenverantwortlich arbeiten könne, dass natürlich die Leistungen anerkannt und wertgeschätzt werden. Flache Hierarchien gelten als selbstverständlich. Die MitarbeiterInnen möchten Mitsprache und Mitentscheidung in den Arbeitsprozessen haben.
Mitarbeiterzufriedenheit in Asien: „You are the boss!“
Mit diesen Vorstellungen und Ideen im Kopf ging ein Deutscher nach China, um dort eine Leitungsposition zu bekleiden. Am ersten Tag seiner Tätigkeit versammelte er also seine chinesischen MitarbeiterInnen und bat um deren Wünsche und Vorstellungen für die zukünftige Zusammenarbeit. Er schaute in erstaunte und unsichere Gesichter. „But you are the boss…you have to know what we have to do“ wagte nach einer Zeit des Schweigens einer der Anwesenden zu sagen.
Mitarbeiterzufriedenheit in Asien: Klare Hierarchien, klare Aufgabenverteilung und Anweisungen
Asiatische Mitarbeiter – und das kann man wirklich so verallgemeinern – sind weder in ihrer familiären noch schulischen Erziehung zu Selbständigkeit und eigener Meinungsäußerung befähigt worden. Im Falle Chinas könnte man anfügen: Und die kommunistische Regierung hat ebenfalls kein Interesse an kritischen und eigenständigen Bürgern.
Von daher hat auch die überwiegende Mehrheit der asiatischen Mitarbeiter ganz andere Vorstellungen von einem guten Vorgesetzten: Sie wünschen sich einen „Papa“ oder eine „Mama“, der/die sie anleitet und kontrolliert. Sprich: Einen oder eine Vorgesetzte(n), der/die sich für sie interessiert und für ein harmonisches und konfliktfreies Miteinander in der Arbeitsgruppe sorgt.
Mitarbeiterzufriedenheit in Asien: „Ich bin doch kein Kindergärtner!“
Wenn ich dieses Prinzip meinen Kunden darlege, die als Auslandsentsandte mit Personalverantwortung nach Asien gehen, ernte ich oft entsetzte Reaktionen. „Ich bin doch kein Kindergärtner! Ich möchte selbständig denkende und handelnde Mitarbeiter!“, höre ich dann meist. Uns ist dieser patriarchale Führungsstil nicht nur fremd, sondern oft auch lästig.
Mitarbeiterzufriedenheit in Asien: Die Konsequenzen falscher Personalführung
Ein solcher westlicher Führungsstil löst in Asien jedoch meist nur Verunsicherung aus. Zusätzlich wird ein solches Verhalten („die Mitarbeiter mal laufen lassen“) auch als Desinteresse an der Person des Mitarbeiters gewertet. In so einer Firma fühlt man sich nicht wohl. Und das ist einer der Gründe für die oft sehr hohen Fluktuationsraten.
Natürlich spielen auch die Aussicht auf ein höheres Gehalt oder bessere Karrierechancen eine Rolle, wenn Asiaten ein Unternehmen verlassen. Aber immer wieder zeigen Befragungen zu den Gründen des Wechsels unter asiatischen Mitarbeitern, dass sie ein „gutes Arbeitsklima“ vermisst haben. „Money is not always king“, sagte mir ein Gesprächspartner aus Singapur.
Mitarbeiterzufriedenheit in Asien: „Aber die jungen Asiaten sind doch schon ganz anders!“
Oft unterstellt man den jungen, gut ausgebildeten asiatischen Kollegen, dass sie einen westlich geprägten Führungsstil wünschen. Solche Fälle mag es geben. Aber ich sehe nirgends in Asien, dass sich in den letzten 20 Jahren der Erziehungsstil in Familie, Schule oder Hochschule verändert hat. Woher sollten also diese jungen Asiaten die Fähigkeit zu eigenständigem Denken und Arbeiten gelernt haben? Eine Ausnahme sind lediglich diejenigen, die bereits als Kinder auf englische oder amerikanische Internate geschickt und dort westlich sozialisiert wurden.
Die Fabel vom Hund und vom Pferd
In der interkulturellen Zusammenarbeit genügt es auch nicht, wenn sich beide Teile mit gutem Willen und bester Absicht begegnen. Das möchte ich Ihnen mit Hilfe meiner Lieblingsfabel illustrieren:
„Ein Hund und ein Pferd liebten sich sehr und sie wollten einander nur das Beste tun.
So brachte der Hund dem Pferd die saftigsten Knochen.
Und das Pferd legte dem Hund die duftigsten Heuballen vor.“
Sie kennen das Ende der Geschichte: Beide verhungerten mit besten Absichten.
Mein Rat
Bereiten Sie Ihre Mitarbeiter auch sorgfältig auf einen angepassten Führungsstil in Asien vor! Das ist der beste Schutz vor Enttäuschungen auf beiden Seiten und finanziellen Verlusten.
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