Was Chinesen über uns denken
Nicht nur in der geschäftlichen Zusammenarbeit, sondern auch im Rahmen der Besuche von westlichen Politikern wird klar: Chinesen denken in vielen Dingen anders als der Westen. In diesem Newsletter finden Sie einige Beispiele, die auch für das Geschäftsleben aufschlussreich sind.
Jeder Mensch trägt eine kulturelle Brille, mithilfe derer er Ereignisse oder Erlebnisse interpretiert. Asiaten wundern sich oft über unsere Bewertungen. Und wir sind wohl oft über die Sichtweise fernöstlicher Partner erstaunt.
Ist eine demokratische Ordnung erstrebenswert?
Wenn westliche Politiker in China Demokratie oder die Einhaltung von Menschenrechten fordern, hören sie oft: „Demokratie kann man nicht essen“ oder „Ein Arbeitsplatz und ein gutes Einkommen gehören auch zu den Menschenrechten!“
European versus Chinese mindset
Was chinesischen Besuchern – oft auch nach mehrmaligen Trips – zum Beispiel in Europa auffällt, veranschaulichen die Aussagen von „Farmer Leaf“. Er ist Teehändler und berichtet in seinem you tube-Beitrag Anfang April 2023 „back from my trip to Europe“ über die Unterschiede zwischen dem europäischen und chinesischen way of life.
Enge und Reglementierungen
In Europa ist erst einmal alles viel kleiner als in China. Da die Straßen so eng sind, drängen sich überall die Menschen. In Deutschland empfindet er zudem alles viel stärker normiert als in China.
Man müsse z.B. in einem Restaurant einen Tisch vorbestellen – in China bekäme man immer einen Tisch. Ebenso müsse man Parkplätze reservieren. Insgesamt bewertet er das Leben in China viel freier.
Europe doesn’t change
In China verändert sich vieles innerhalb von 2 Monaten. In Europa hingegen gäbe es Widerstände gegen jeden Wandel oder jede Neuerung. Und da es in China ständig Veränderungen gäbe, mache man auch keine langfristigen Pläne, sondern reagiere flexibel auf neue Situationen.
„Kurzlebige Güter“ haben in China 5 – 10 Jahre Bestand.
In Europa dominiert „Nostalgie“
Die Stadt Rom zeigt für ihn ein „Dritte-Welt-Niveau“: Alles sei alt, allem voran die Gebäude. Insgesamt wird Europa von „nostalgia“ beherrscht, während man in China ständig daran arbeite, „the old stuff“ zu beseitigen. Man habe kein Interesse daran, die Geschichte zu erhalten. Und in Europa erzähle man immer die gleichen Geschichten.
Jeder Mensch trägt eine kulturelle Brille
Vielleicht schmunzeln Sie bei der Lektüre. Aber eines wird deutlich: Es gibt nicht nur die westliche Interpretation von Dingen oder Ereignissen. Und das ist eine Tatsache, die wir im Westen nur schwer akzeptieren können.
Wir laufen – unbewusst und meist mit der Überzeugung, dass dies richtig ist – mit unserer westlichen Brille durch die Gegend. Und immer noch wollen wir andere Länder missionieren.
„Taking the role of another one” ist Voraussetzung für den geschäftlichen Erfolg
Gerade aber in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist es für den Erfolg wichtig, dass man die andere Perspektive des Kooperationspartners kennt. Nur so kann man die angestrebten Erfolge in der erhofften Zeit und mit dem angestrebten Ergebnis erzielen.
Deshalb auch heute wieder mein Appell an die Betroffenen oder Verantwortlichen in den Unternehmen: Etikettekurse sind nicht ausreichend für ein Handeln auf Augenhöhe in Asien! Bieten Sie Ihren Kollegen ein Hintergrundwissen (Know Why), damit sie in Asien sicher agieren können. Ich helfe Ihnen gerne dabei. Hier finden Sie, was meine Kunden zu meiner Arbeit sagen.
Chinesische Brille auch in der Politik?
Ob auch die Politik gut beraten wäre, einmal die chinesische Brille aufzusetzen, fragt sich der Journalist und Chinakenner Wolfgang Hirn in seinem aktuellen Newsletter.
Er weist darauf hin, dass man im Westen zunehmend vom „Rivalen China“ spreche. Aber: „Wer es mit der Bekämpfung des Klimawandels wirklich ernst meint, muss mit China kooperieren. Wir können in unserem kleinen Deutschland noch so viele Wärmepumpen in unseren Gärten, Solarzellen auf unseren Dächern und Windräder auf unseren Wiesen installieren, wenn das große China nicht mitzieht, bleibt das ein Klacks. Abgesehen davon brauchen wir – ob es uns gefällt oder nicht – auf absehbare Zeit China als Lieferanten für Rohstoffe und Vormaterialien, um unsere Energiewende erfolgreich durchzuziehen. Die Chinesen stellen sich aber zunehmend die Frage: Warum sollen wir denen entgegenkommen, wenn die uns dauernd als Rivalen oder gar als Feinde anprangern?“
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