Zahlen und Zählen in Asien
Zahlen und Zählen
Dass in Fernost andere Schriftzeichen als im Westen verwendet werden, ist offensichtlich. Dass man dort jedoch auch anders zählt, Zahlen andere Bedeutungen haben und auch anders gerechnet wird, ist eine Erkenntnis, die sich vielleicht erst nach einiger Zeit einstellt.
Manche westliche Geschäftsleute fragen sich, was es wohl mit den Fingerbewegungen auf sich hat, die ihre asiatischen Partner während der Verhandlungen austauschen. Deshalb möchte ich in diesem Newsletter das Know-Why von Zahlen aufzeigen.
Fingerspiele?
In China, Korea, Japan, Taiwan, aber auch unter den Auslandschinesen in den südostasiatischen Ländern zeigt man Zahlen mit den Fingern anders als bei uns. So zählt man mit nur einer Hand bis zehn. Die meisten Varianten beim Zählen unterscheiden sich zwar von den westlichen Gepflogenheiten, sind aber zu verstehen und mit etwas Übung auch nachzuahmen*. Es gibt jedoch eine Ausnahme, die häufig zu Missverständnissen führt. Wenn wir im Westen Daumen und Zeigefinger benutzen, heißt das „zwei“. In Fernost symbolisiert es hingegen eine Acht. Wenn Sie also „zwei Bier“ bestellen und dann acht serviert bekommen, mag Sie das noch amüsieren. Wenn sich aber die zwei Wochen Lieferzeit als acht erweisen, sind Sie wahrscheinlich nicht mehr so erfreut.
Zahlenbedeutungen
In der chinesischen Sprache gibt es viele Homophone, das heißt gleich klingende Wörter, die aber unterschiedliche Bedeutungen haben. So klingt die Vier „si“ wie sterben und ist deshalb keine beliebte Zahl. Daneben führt die chinesische Zahlenmystik dazu, dass man bestimmten Zahlen auch eine bestimmte Wirkung zuspricht. So gelten die ungeraden Zahlen als „männliche“ (Yang), die geraden Zahlen als weibliche (Yin)-Zahlen. Mit der dreimaligen Wiederholung „444“ drückt sich vor allem im chinesischen Kantondialekt eine Kumulation des Unglücks aus. Die Acht hingegen, die wie „Reichtum“ klingt, erfährt durch die Dreierkombination eine positive Verstärkung (fa fa fa = reich reich reich). Die Neun ist die Potenz von drei und damit die stärkste der Yang-Zahlen. Schauen Sie sich einmal die Werbetafeln an, die in China z.B. für Immobilienfirmen werben. Dort finden Sie oft Telefonnummern wie 888 oder 999. Und natürlich versucht man seinen geschäftlichen Erfolg auch durch Wahl (oder Kauf) von „lucky numbers“ abzusichern. Dies bezieht sich auf Telefonnummern wie auch auf Autokennzeichen. Sollten Sie in Ihren Produktnummern also eine 444 haben, so ändern Sie diese am besten. Und ein Vertriebsmitarbeiter, der am 8.9.88 geboren ist, sollte das in jedem small talk erwähnen…
Anders rechnen
Große Irritationen löst auch manchmal die Rechenweise in China aus.
Bis zur Zahl „zehn“ ist es wie bei uns. Aber dann heißt es
11 = 10 + 1
20 = 2 x 10
21 = 2 x 10 +1
4000 = 4 x 1000
60.000 = 6 x 10.000
Und eine Million heißt schlichtweg 100 x 10.000.
Von Unterschieden profitieren
Wie schon am Beispiel des Mitarbeiters mit dem „glücksbringenden“ Geburtsdatum gezeigt: wenn Sie über Zahlenkombinationen verfügen, die für Ihren asiatischen Geschäftspartner etwas Positives ausdrücken, so sollten Sie in Verhandlungen etc. auch explizit darauf verweisen. When in Asia do as the Asians do. Oder auf gut Deutsch: der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
*PS: Sind Sie an der Abbildung der Zählzeichen interessiert? Fordern Sie diese mit einer Mail an, Sie erhalten Sie kostenlos.
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